Glen Affric

Einmal durchs Glen Affric sind knapp 50 Kilometer. Es reicht, mit dem Bus bis nach Cannich zu fahren, denn die Wanderwege bis zum Loch sind weniger spektakulär. Dies war, nach dem Glen Nevis, ein zweiter Trip allein. Sicher nicht jedermanns Sache. Aber in meinem Beruf habe ich viel Streß und mit vielen Leuten zu tun, so daß es auch eine Erholung ist, mal eine Weile allein durchs absolute Outback zu laufen.

Von Cannich aus geht es eine Straße entlang zum Loch Beinn und dann zum Loch Affric. Diese Strecke geht richtig in die Beine, schnurgerade und harter Belag. Die Kilometer ziehen sich unendlich hin, trotz der wunderschönen Umgebung. Bei den Abholzaktionen in den letzten Jahrhunderten hat man das Affric einfach vergessen, vielleicht lag es auch zu weit entfernt, um interessant zu sein. Heute genießt das Gebiet einen besonderen Schutz, als letzter Urwald Schottlands. Ich hatte seltenes Glück mit dem Wetter; der wärmste Sommer seit 35 Jahren, teilweise wurde es bis zu dreißig Grad. Abends baute ich mein Zelt auf und nahm noch ein Bad im See. Das Wasser war so sauber, daß ich während des Badens meine Feldflasche füllte.

Hinter dem Loch Affric wird es spannend. Die Berge fangen an. Bei Altbeithe gibt es mitten im Nichts eine Jugendherberge, die ich allerdings nur geschlossen sah. Von dort aus kommt man in südlicher Richtung wieder zu einer Straße. Ich hatte, bis auf ein paar Weingummi, nichts mehr zu essen. Aber der Weg bis Loch Duich, zur Straße nach Kyle, sah auf der Karte zu verlockend aus. Also ging ich weiter in westliche Richtung.

Wer faul ist, oder den lagen Weg sich körperlich nicht zumuten kann, könnte das Highlight auch von der Straße nach Kyle aus erleben. Plötzlich faltet sich die Erde. Wie auf einer Achterbahn steigt und fällt der Pfad, schaukelt sich höher und höher, windet sich in schmale Täler und schwingt sich dann in schwindelnde Höhe. Eine phantastische, fast alpine Welt tut sich auf. Gelegentlich trifft man auf Reste menschlicher Behausungen. Die Tour durchs Glen Affric ist ein Muß. Und ich verbinde noch ganz besondere Erinnerungen damit. Denn als die Tour, viel zu schnell, in dem langen Tal endete, und ich erschöpft noch einige Stunden an der Straße wartete, weil kein verdammter Tourist mich nach Kyle mitnehmen wollte, da hielt plötzlich Diane, die ich im Jahr darauf in Kalifornien besuchen sollte.

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